21. Februar 2018
Internationaler Tag der Muttersprache
Vor 66 Jahren, am 21. Februar 1952, wurden in Dakka, Ostbengalen, der Hauptstadt des heutigen Bangladesh auf dem Universitätsgelände mehrere demonstrierende Studenten durch die Polizei erschossen. Diese Studenten hatten dafür demonstriert, dass ihre Muttersprache Bengalisch (bangla / bn / বাংলা ভাষা), als Unterrichtssprache an der Uni erhalten bleiben solle. Man wollte sie zugunsten einer "grösseren" Sprache aufgeben, die durch die Mächtigen jener Zeit gesprochen wurde.
Solches wiederholt sich in unterschiedlichen Formen dauernd in der ganzen Welt und im Verlauf der Geschichte, nicht nur in Asien, sondern auch auf anderen Kontinenten, so auch in mehreren europäischen Ländern. Es geschieht in der Regel durch Bestrebungen, Zwang und anderes Aufdrängen des Gebrauchs einer Sprache, am häufigsten des Englischen, durch eine Wirtschaftsmacht, durch politischen oder militärischen Druck von Seiten einer Grossmacht und mit dem Ziel, die eigene Position in der Welt zum Nachteil der lokalen Sprachen zu stärken. "Wir sind hier die Starken, schweig Du oder wenn Du sprechen willst, sprich in unserer Sprache!"
So kommt es nach und nach zum Verschwinden, zum Aussterben von Sprachen. Und so verlieren ganze Bevölkerungen ihren intellektuellen Reichtum - so warnen auch viele Sprachforscher.
Nebst der sozialen Ungerechtigkeit und den psychologischen Problemen die entstehen, wenn die eigene Muttersprache nicht weiter benützt werden kann und darf, und bei nicht genügender Routine im Gebrauch der aufgezwungenen Sprache müssen auch andere Fakten bedacht werden: Die biologische und die sprachliche Diversität können voneinander nicht getrennt werden, sie sind miteinander verbunden und voneinander abhängig. Aus dem Verlust von sprachlicher Diversität entsteht ein Verlust von Kenntnissen der Traditionen, die ihrerseits für eine nachhaltige Diversität und für das Leben unabdingbar sind. (Zitat aus der Schlusserklärung der 64. UN-NGO-Konferenz in Bonn, 2011 (1); Terralingua (2)).
Der Internationale Tag der Muttersprache ist am 17. November 1999 durch die UNESCO verkündet und auf den 21. Februar festgesetzt worden. Im Jahr 2007 hat auch die UNO-Generalversammlung (3) die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, "Alle Sprachen der Völker der Erde zu bewahren und beschützen". Gleichzeitig wurde 2008 zum Internationalen Jahr der Sprachen erklärt. (4)
Im Jahr 2014 hat die UNESCO auf ihrer Webseite auch eine esperantosprachige Version der Botschaft der Generaldirektorin publiziert. (5)
Was hat all dies mit Esperanto zu tun? Die Werte, die mit dem UNESCO-Tag kommuniziert werden, die Diversität und das Recht einer jeden Person auf der Erde, die eigene Muttersprache benützen zu dürfen, sind auch die Werte die die weltweite Bewegung für Esperanto vertritt. Wir die Esperanto-Sprecher wollen nicht, dass irgendeine Sprache verschwinden muss. Wir wollen dass jede Sprache im Respekt für die sprachlichen Rechte Aller weiterleben kann und wir sind für Gerechtigkeit in der Verständigung. Aus diesem Grund begeht der Esperanto-Weltbund (Universala Esperanto-Asocio, UEA) mit Büro in Rotterdam auch bereits seit Jahren festlich diesen UNESCO-Tag mit, unter anderem, um zu unterstreichen, dass die internationale Sprache Esperanto keine Muttersprachen eliminieren will, dies im Unterschied zu den Sprachen der grossen Wirtschafts- und Militärmächte.
Esperanto stellt in Wirklichkeit einen Schutz gegen das Verschwinden von Sprachen dar, wie es Vigdís FINNBOGADÓTTIR (Präsidentin der Republik Island, 1980-1996) sagte: "Es ist an der Zeit, dass die verschiedenen Nationen einsehen, dass eine neutrale Sprache ein Schutzschild für ihre Kulturen gegen die monopolisierenden Einflüsse einer oder zweier Sprachen - wie das jetzt immer offenkundiger erscheint - werden könnte. Ich wünsche mir aufrichtig einen zügigeren Fortschritt des Esperanto im Dienste aller Nationen der Welt." Vigdís FINNBOGADÓTTIR, Isländische Präsidentin von 1980 bis 1996. (6)
Jetzt fragt vielleicht noch jemand "Warum denn gerade Esperanto?" Der Grund ist einfach. Hinter Esperanto stehen nicht Staaten und nicht wirtschaftliche Interessen, kein imperialistisches Streben und nicht Völker, deren Interesse das Verschwindenlassen anderer Völker und deren Sprachen oder die Übernahme ihrer Marktanteile sind. Hinter Esperanto stehen Menschen mit gutem Willen aus den unterschiedlichsten Völkern und Nationen, die nach Gerechtigkeit für alle Kulturen, alle Sprachen streben und nach Frieden für alle Völker.
"Ich war stolz, mich mit Menschen aus anderen Ländern, die nicht deutsch, englisch oder französisch sprechen, unterhalten zu können. Auch ich gehöre zu denen, die "esperieren", dass sich Esperanto als wirkliche Zweitsprache in der Welt durchsetzt." ((7) Gerhard Walter, Bürgermeister Stadt Herzberg am Harz, Deutschland, die Esperanto-Stadt: 125 Jahre Esperanto)
"Die Rechte der SprecherInnen aller Sprachen zu stärken, ist das Ziel, zu dem Esperanto seinen Beitrag leisten will." (Prof. Robert Phillipson (8)).
Esperanto ist ein Hilfsmittel oder Werkzeug, zum gerechte Kommunikation und dadurch gerechte Beziehungen zwischen Ethnien, Kulturen und Völkern herbeizuführen.
"... Ich hoffe, Esperanto kann diese Doppelrolle weiter erfüllen: Unterstützen von Diversität auf der einen, und Schöpfen von Einigkeit an der anderen Seite." (Rita Izsák-Ndiaye, Sonderberichterstatterin der UNO. (9))
Folglich setzt der Gebrauch der Brückensprache Esperanto in der internationale Kommunikation Gleichberechtigung um und verhilft allen dazu ihre eigene Sprache am Leben zu erhalten. Dies die klare Botschaft, die Esperanto-SprecherInnen Allen weltweit zum 21. Februar verkünden.
- Zum Esperanto kennenlernen, probieren Sie die Selbstlernumgebung - www.lernu.net - aus! (10)
Aus dem esperantosprachigen Originaltext auf Deutsch übersetzt durch Ueli Haenni, Schweiz
El esperanto en la germanan lingvon tradukis Ueli Haenni, Svislando
Esperanto-Weltbund (Universala Esperanto-Asocio, UEA) Information team (11)
Renato Corsetti, Stefano Keller, Emilio Cid, Vasil Kadifeli, kun teamanoj
Plakat: © Peter Oliver (Grafik), Text auf Deutsch übersetzt durch Manfred Westermayer, Deutschland.
www.linguistic-rights.org/21-02-2018
1) www.linguistic-rights.org/dokumento/Final_declaration_64th_UN_DPI_NGO_Conference_Bonn_2011_amendments_Universala_Esperanto_Asocio_UEA.pdf (arkiva kopio de la UN-dokumento: PDF)
2) www.terralingua.org/our-work/linguistic-diversity
3) www.un.org/en/events/motherlanguageday
4) 2008 - International Year of Languages | http://www.un.org/en/events/iyl/
5) www.unesco.org/new/en/unesco/events/prizes-and-celebrations/celebrations/international-days/international-mother-language-day-2014 (arkiva kopio de la Unesko-retpaĝo: PDF)
6) http://www.linguistic-rights.org/uea/Justa_Komunikado_Lingva_Justeco_Vigdis_FINNBOGADOTTIR_prezidento_de_la_Respubliko_Islando_1980_1996.pdf
7) http://www.linguistic-rights.org/esperanto-125/Gerhard-Walter-Buergermeister-Stadt-Herzberg-am-Harz-urbestro-Herzberg-Esperanto-urbo-125-Jahre-gerechte-Kommunikation-zwischen-den-Voelkern.html
8) www.linguistic-rights.org/esperanto-125/Dr-Robert-Phillipson-Professor-emeritus-125-years-of-Esperanto.html - Dr. Tove Skutnabb-Kangas
9) www.linguistic-rights.org/esperanto-125/Rita-Izsak-UN-independent-expert-on-minority-issues.html
10) www.lernu.net
11) Universala Esperanto-Asocio (UEA) - www.uea.org
|